Was ist eine Sothisperiode? |
Die heutige EinteilungFür die Geschichte Ägyptens hat sich heute eine zeitliche Abfolge und Struktur eingebürgert, wie sie erstmals in den sog. "Königslisten" des ägyptischen Priesters Manetho erwähnt wurde: Altes
Reich - Mittleres Reich - Neues Reich - Spätzeit
(Manetho: "Aigyptiaka", in Auszügen verschiedener Schriftsteller, z.B.des Josephus, nur teilweise erhalten) Das Alte Reich umfaßt die 3. bis 6. Dynastie. Die zwei Dynastien davor werden heute "Thinitenzeit" (nach dem Ort Thinis) genannt. Die Zeit nach dem Neuen Reich wird als Spätzeit bezeichnet. Sie endet mit der 30. Dynastie. Danach folgt die (griechische) Ptolemäerzeit, in der Manetho selbst gelebt hat. Manche Autoren unterscheiden noch etwas feiner und setzen z.B. noch eine 0. Dynastie davor. Alle heutigen Autoren fügen jedoch noch die sog. Zwischenzeiten ein. Zwischenzeiten in dem hier gebräuchlichen Sinne, sind die Zeiten des Verfalles und des Niederganges einer bis dahin gültigen Ordnung. Man spricht von 1., 2. und 3. Zwischenzeit. Die heute gebräuchliche Einteilung in 30 "Dynastien"
geht
also auf Manetho zurück. Manetho lebte jedoch zu einer Zeit, die eigentlich schon gar nicht mehr ägyptisch war. Er war Berater des griechischen Feldherrn Ptolemaios (Ptolemaios war in Ägypten stationiert und nach dem Tod Alexanders machte er sich dort im Jahr 305 kurzer Hand selbst zum König.) Von der -F o r m--her entspricht diese Einteilung des Manetho bereits den neuen griechischen Denkgewohnheiten. Die -A b s i c h t -dieser Listen war aber noch ganz ägyptisch: sie sollten die ungebrochene Kontinuität der ägyptischen Tradition zum Ausdruck bringen. Darin liegt auch die Schwierigkeit dieser Listen. Zeiten der Fremdherrschaft, wie z.B. die der Hyksos und andere, werden in ihr nicht oder nur am Rande erwähnt. Die moderne Forschung hat diese Einteilung in die bekannten Reiche gerne übernommen, da sie eine gewisse Systematik zu bieten schien. Das Kriterium solcher Einteilungen ist einerseits politischer Art (Herrschaftsverhältnisse, Dynastienfolgen), und zum anderen kultureller Art (signifikante Stile in Architektur, Plastik, Malerei usw.) Breasted bezweifelt zwar den historischen Wert dieser etwas künstlichen Einteilung, räumt aber ein, daß sie nun schon so lange in Gebrauch sei, daß niemand mehr auf sie verzichten möge. Tatsächlich ist sie für die unterschiedlichsten Ägyptologen zu einem gemeinsamen zeitlichen Koordinatensystem geworden. Es
wird heute
gelegentlich noch die Auffassung vertreten, daß die
„eigentliche“ Geschichte immer mit der
Einführung der
Schrift beginne. Besonders für die ägyptische, aber
auch
für die Megalithkultur (und für viele andere
Kulturen)
zeigt sich allerdings immer wieder, daß ein
solcher
Geschichtsbegriff zu eng gefaßt ist, um zu einem Bild
vom Menschen jener Zeiten und besonders der inneren Logik seiner Entwicklung bis hin zum Zeitpunkt der Schrifteinführung zu
kommen. |
Die Einteilung der Ägypter Die
Ägypter in der Zeit
vor Manetho haben von dieser Struktur natürlich nichts
gewußt. Die Zeiteinteilung, die sie sich selbst gegeben
haben,
folgte anderen Gesichtspunkten.
Da
gab es zum einen, die in
frühen Kulturen übliche Zählung nach
Regierungsjahren
des jeweiligen Herrschers oder auch ab einem besonderen Ereignis. Diese Zählweise führt
regelmäßig zu Unsicherheiten bei der Datierung weit
zurückliegender historischer Ereignisse. Da macht auch
Ägypten keine Ausnahme1.
Neben der von Manetho existieren noch einige andere
Königslisten
aus ägyptischer Zeit. Die dort angegebenen Regierungszeiten
der
verschiedenen Dynastien und Pharaonen weichen zum Teil stark
voneinander ab.
Daneben
besteht nun aber die
bemerkenswerte Tatsache, daß es dennoch eine durchgehende Kalenderordnung gegeben
hat. So unglaublich es klingen mag, dieser Kalender beginnt im
Jahre 4242 (er wurde im südlichen Nildelta eingeführt) und
er
bleibt die ganze ägyptische Zeit über in Kraft.
Julius Cäsar
betrachtete diese Ordnung als die bestmögliche (Julianischer
Kalender) und bei uns wurde sie erst im Jahre 1582 durch den
Gregorianischen Kalender abgelöst. Im Gegensatz zum Mondkalender der etwa zeitgleichen Kulturen des mesopotamischen Raumes (Babylon, Assur, Chaldäa), richtete sich die ägyptische Kultur (nicht nur beim Kalender), nach der Sonne. Der damalige Zweck war allerdings -n i c h t- die fortlaufende Zählung der Jahre im heutigen Sinne (aus heutiger Sicht könnte man sich fragen: „Welchen Sinn sollte ein Kalender denn sonst haben?“) Die Bedeutung dieser Ordnung ergibt sich aus einer zunächst unscheinbaren Besonderheit. Es wurde nämlich das Jahr zu 365 Tagen gezählt und nicht zu 365 plus einem viertel Tag, wie es dem tatsächlichen Sonnenlauf wesentlich besser entspräche und wie auch wir heute zählen. Die Folge davon ist, daß nach vier Jahren der Sonnenstand um einen Tag nicht mehr mit dem Kalender übereinstimmt und erst nach 365 x 4 = 1460 Jahren die Übereinstimmung wieder gegeben ist2. Der Zeitpunkt dieser Übereinstimmung wurde genau registriert3. Es wurde dazu der heliakische4 Aufgang des Sirius (griech.: Sothis, gleichzeitig einer der Namen der Isis) beobachtet. Der Zeitraum von 1460 Jahren wird daher als Sothisperiode oder auch Sothisjahr bezeichnet. Es
erweist sich nun, daß, neben anderen wichtigen Rhythmen, auch
diesem
Rhythmus
entscheidende
Bedeutung zukommt, für die Entwicklungstufen, welche die
ägyptische Kultur in ihren über 3000 Jahren
durchlaufen hat.
Davon
soll im Folgenden die
Rede sein. |
1 Ein
beliebter Streitpunkt auf diesem Gebiet ist z.B. der Auszug Moses aus
Ägypten oder auch die Daten in der Regierungszeit Echnatons
u.v.m. 2 Auch unser Jahr hat bekanntlich 365 Tage. Aber wir korrigieren den dadurch entstanden Fehler nach vier Jahren durch Einfügung eines Schaltjahres von 366 Tagen. Das tat der Ägypter ganz bewußt nicht. Es wird immer wieder
die Meinung geäußert, daß der Grund für die
Abweichung im Unvermögen der damaligen Menschen zu suchen
sei. Dies Argument ist nicht stichhaltig. Eine Kultur, die in der
Lage ist, ihre Bauwerke mit höchster Präzision nach den
Himmelrichtungen auszurichten, verfügt über weit mehr
astronomische Kenntnisse, als nötig wären, um einen derartig
groben Fehler im Kalender korrigieren zu können. (33 Jahre entsprechen nach
christlicher Auffassung der Lebenszeit Jesu. Über die
Wirkungen, die ein solcher Rhythmus langfristig auf die Entwicklung
einer Kultur, bzw. Religion haben kann, eröffnen sich Fragen, die
zu untersuchen sicherlich lohnend wäre. Ähnlich, wie z.B.
Buddhas Lehre, oder auch der Impuls Echnatons schon recht klar auf ein
späteres Christentum hinweisen, könnte sich
möglicherweise auch hier eine solche Richtung andeuten. Dieser
z.Z. noch spekulative Gedanke kann hier jedoch nicht weiter verfolgt
werden.) 3 Da die umfangreichen
Feierlichkeiten zu
Ehren der Isis beim Periodenwechsel im Jahre 1322 schriftlich
festgehalten und überliefert wurden, gibt es hier einen
gesicherten Kenntnisstand.
4 Heliakisch: mit
der Sonne
aufgehend, also kaum sichtbar.
Die Fähigkeiten früherer Kulturen zur astronomischen Beobachtung stellen den heutigen Zeitgenossen oft vor Rätsel. Weiß dieser doch oft schon nicht einmal mehr, den Polarstern aufzufinden. Indess ist dies eigentlich ganz normal. Unsere forscherische Neugier richtet sich eben dahin, wo wir die Grundlagen unserer Existenz annehmen: auf die irdisch – materiellen Verhältnisse (Chemie, Physik, neuerdings Gentechnik usw.) Die Forschung früherer Kulturen richtete sich aus dem selben Grund auf die kosmischen Verhältnisse, da die Grundlagen der Existenz eben dort angenommen wurden. Genau das haben wir wir ja bisher immer unter Fortschritt verstanden: das immer tiefere Eindringen in die Materie, das Aufwachen an der Materie, Freiheit durch die Materie. Erst im 20. Jhdt. (pünktlich nach dem Ende des "Kali Yuga" - siehe Ausführungen zur ersten Sothisperiode) kam das Bewußtsein auf, daß es auch ein Versinken in der Materie geben kann: den Materialismus. Ab dieser Zeit können wir beobachten, daß der Weg auch wieder nach „oben“ führt. Der Weg nach unten bleibt uns allerdings nicht erspart. („Es ist schwer die Katze wieder in den Sack zu bekommen, wenn man sie erst einmal herausgelassen hat.“, Robert Lembke in einer Fernsehserie von „Was bin ich?“, Ende 20. Jhdt.) |