Die erste Sothisperiode  4242 - 2782

Erste Sothisperiode
Zu den Zeitangaben in der Abbildung:
Es wird darauf hingewiesen, daß die Zeitangaben für den Übergang von der vorgeschichtlichen Zeit zur schrifthistorischen Zeit je nach Autor etwas unterschiedlich ausfallen. Es besteht jedoch weitgehend Einigkeit darüber, daß der Übergang etwa um 3000 ± 100 herum stattfand.
Weiterhin sei vermerkt, daß es bezüglich der Daten der Sothisperioden diese Unsicherheit natürlich nicht gibt, da es sich hier um astromomische Daten handelt.
Die Daten des Kali Yuga hingegen sind nicht astronomischer Natur; sie beruhen auf Überlieferung. Der Leser wird allerdings mit Hilfe einer Suchmaschine schnell bemerken können, daß heute in weiten Kreisen der populären Esotherik Zeiten und auch Zeiträume für das Kali Yuga angenommen werden, die in einigen Fällen, vorsichtig ausgedrückt, ins Phantastische gehen und von den hier verwendeten Daten zum Teil sehr erheblich abweichen. Die hier verwendeten Daten sind diejenigen, die von alters her und auch heute noch in der entsprechenden Fachliteratur übereinstimmend Verwendung finden.

Zur genaueren Erläuterung des "Kali Yuga" siehe weiter unten auf dieser Seite.
Zur Abbildung:

Es fällt auf, daß die erste Periode hauptsächlich in vorgeschichtlicher Zeit liegt. Und obwohl die Dynastienzählung schon innerhalb der ersten Periode beginnt, wird in der Fachwelt die Thinitenzeit (1. - 2. Dynastie) deutlich vom Alten Reich (3. - 6. Dynastie) unterschieden. Denn gleich zu Beginn des Alten Reiches, das heißt also genau zu Beginn der zweiten Sothisperiode,  beginnt mit König Djoser der Pyramidenbau.

Man kann in der Abbildung weiterhin erkennen, daß sich hier zwei verschiedene Zeitströme überlagern.
Der Übergang zwischen 1. und 2. Sothisperiode markiert den Beginn des Pyramidenbaues.
Der Beginn des sog. Kali Yuga markiert den Beginn der schrifthistorischen ägyptischen Kultur überhaupt.
Hinsichtlich des Kulturverlaufes innerhalb dieser 1. Periode liegen somit zwei unterschiedliche Phänomene vor:

Zum einen beginnt mit der Reichseinigung etwas prinzipiell Neues, das nicht aus den Vorläufern der Vergangenheit heraus erklärt werden kann.
Zum anderen gibt es, speziell beim Kalender, eine durchgehende Kontinuität, die, zumindest bei einigen der damals lebenden Menschen, auf einer vorläufig noch nicht näher bestimmten mentalen Ebene eine Perspektive verrät, die sehr weit in die Zukunft reicht.
Das mag erstaunen. Ist doch die populäre Vorstellung von so frühen Zeiten auch heute noch die, einer primitiven Steinzeithorde, die, außer zu gelegentlichen Felsmalereien, kaum zu etwas anderem in der Lage war.

Um sich der Frage nach dem plötzlichen Hervorbrechen völlig neuer Kulturäußerungen um 3000 herum
vorsichtig zu nähern, sei nochmals auf die obige Zeichnung verwiesen.
Man sieht unten einen blauen Balken, der mit "Kali Yuga" beschriftet ist. Was hat es damit auf sich?

Das sog. "Finstere Zeitalter" (Kali Yuga)

Seit ältesten Zeiten gibt es eine Tradition über die „Vier Weltalter“. Darin wird geschildert, wie sich das Verhältns des Menschen zur seinen kosmischen Ursprüngen, zur geistigen Welt, im Laufe dieser Weltalter stufenweise ändert. Da uns diese Vorstellung auf dem Wege über den frühen indischen Kulturraum bekannt geworden ist, haben sich die Sanskritnamen dafür eingebürgert. Das letzte dieser vier Zeitalter wird Ehernes Zeitalter oder auch „Kali Yuga“, das Finstere Zeitalter genannt (Kali, indische Göttin der Nacht). Es dauerte 5000 Jahre und begann, gemäß dieser indischen Tradition, die es mit Zahlen merkwürdig genau nimmt, im Jahre 3101 v.Chr. nach unserer heutigen Zählweise. (Es endete somit 1899 n. Chr., also erst vor gut 100 Jahren!)

Dieses Zeitalter ist charakterisiert durch die Abnahme, durch ein graduelles Verschwinden einer unmittelbaren Einsicht in die kosmische Weltgesetzlichkeit, die ja immer den Zusammenhang zwischen dem Menschen und seiner kosmischen Umgebung beschreibt. 

Da in allen sehr frühen Kulturen diese Gesetze als Wirkung individueller geistiger Wesen direkt erlebt werden konnten, und da das Denken in abstrakten Begriffen noch nicht ausgebildet war, konnten diese Erlebnisse nur in der jeweils zur Verfügung stehenden Bildsprache und immer nur in personifizierter Darstellung zum Ausdruck gebracht werden.

Daher war damals das Erleben einer geistigen Welt noch wesentlich mehr mit genauem und konkretem Inhalt gefüllt, aber eben immer in der Form von Bildern, als das heute auch nur annähernd der Fall sein kann. Die häufig vorgebrachte Ansicht, dieser damalige Götterglaube sei doch eine recht primitive Form des Weltverständnisses gewesen, geht, mit meist unbewußter Selbstverständlichkeit, davon aus, daß die damaligen Götterbilder genauso entleert gewesen seien, wie unsere heutigen Götterbegriffe. In diesem Falle hätte man in der Tat recht.

Daß dem aber keineswegs so war, kann man unschwer daran erkennen, daß mit dieser Form der Wissenschaft – Wissenschaft und Religion waren ja noch nicht getrennt und bildeten eine natürliche Einheit5 - daß also mit dieser Form der Wissenschaft so komplexe Vorhaben, wie der spätere Pyramidenbau erfolgreich bewältigt werden konnten. Nach Meinung mancher Techniker, sogar erfolgreicher, als es uns heute möglich wäre. (Mit einiger Sicherheit würde dieses Unternehmen jedoch an den völlig anders gearteten heutigen sozialen Bedingungen scheitern.)

Die damalige Form der bildhaften Erkentnisgewinnung verhält sich zu der heutigen begrifflich-abstrakten Form zwar wie Tag und Nacht, aber, wie man immer wieder sehen kann, war sie um nichts schlechter, sie war nur anders.

Das „Finstere Zeitalter“ besagt nun, daß diese ursprüngliche Form der direkten Erkenntnisgewinnung so nicht mehr möglich gewesen sei und übergegangen sei in eine etwas abstraktere, begriffliche Form. Wenn das stimmt, dann müsste durch diesen Bewußtseinssprung etwa um 3000 herum eine Änderung, ein Umschwung, etwas Neues im Kulturverlauf zu erkennen sein. Insbesondere müßte die Entwicklung von Begriffen erkennbar sein, d.h. unter anderem: die Entwicklung der Schrift. (Zur Entwicklung der Schrift, siehe den gesonderten Beitrag. (Startseite Ägypten))

Die Fachliteratur nimmt für den Beginn der geschriebenen ägyptischen Geschichte übereinstimmend die Zeit um 3000 an. Je nach Autor differiert das zwar um 100 bis 200 Jahre, aber im Mittel landet man etwas vor 3000. Hier sieht man auch, daß es gar nicht darauf ankommt, ob man die Existenz der aus heutiger Sicht mythisch erscheinenden Weltalter annehmen will oder nicht. Die Enstehung der Schrift selbst zeigt diesen Bewußtseinswandel klar genug an.

Dieser Wandel des Bewusstseins hatte natürlich tiefgreifende Folgen auf den weiteren Verlauf der Kultur. Wenn die direkte Wahrnehmung geistig-kosmischer Kräfte nicht mehr möglich ist, wenn sich der Blick nach "oben" langsam verschleiert, so richtet sich das Bewusstsein naturgemäß mehr nach "unten" auf die irdische, materielle Welt. Und damit taucht erstmals in der ägyptischen Kultur die Frage auf, wie diese irdische Welt zu gestalten sei. Eine der ersten Antworten, die diese Kultur zunächst gegeben hat, wurde lange Zeit als "Weltwunder" empfunden: Der Bau der Pyramiden. Auch die nun einsetzende Mumifizierung, ein chemisch-physikalisch hochkomplexer Prozess, zeigt, wie man sich jetzt mit der materiellen Welt und den Eigenschaften ihrer Substanzen beschäftigt.

Zur Klärung der Frage, was eine altindische Tradition mit der ägyptischen Kultur zu tun hat, muß hier erwähnt werden, daß diese Tradition sich selbst als Beschreibung eines weltweiten Phänomens der Menschheitsevolution versteht, das nicht auf eine bestimmte Kultur beschränkt ist.
Der moderne Leser, der die Geschichtsauffassung der Neuzeit gewohnt ist, wird hier sicherlich schon längst seine Zweifel angemeldet haben.
Man möge jedoch folgendes bedenken:
Die Geschichtswissenschaft, besonders auch die der neueren Zeit, wird an Hand der Forschungsergebnisse zunehmend
klarer und bestimmter in ihren Aussagen über den Beginn der Schrift in allen alten Kulturen der Welt. Der weltweite "große Umbruch" um 3000 herum ist für die Forschung längst keine Frage mehr. In der Fachliteratur ist dieser Umbruch als "Neolithische Rvolution" bekannt.
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