Megalithkultur

Seelisch - geistige Kulturgrundlagen

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Übersicht:
  • Allgemeine Grundlagen alter Kulturen - Unterschied zwischen Natur und Kultur - Grabbeigaben
  • Grundlagen der Megalithkultur - Beobachtung kosmischer Vorgänge - Mikrokosmos und Makrokosmos
  • Einfluss von Kultur auf Natur und Umwelt 
  • Zusammenfassung
  • kleine Nachbemerkung zum Einfluss von Kultur auf Natur und Umwelt 

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  • Allgemeine Grundlagen alter Kulturen

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Was macht eine Kultur zur Kultur?  

Der Kultus!

In unserer Zeit, in der die Welt weitgehend vom Gesichtspunkt der Materie her interpretiert wird, kann dies für den einen oder anderen Zeitgenossen ein kritischer Punkt, ein Wendepunkt sein, von dem ab er sich skeptisch abwendet. 

Denn alles, was man ausgraben kann stellt eine handgreifliche Grundlage dar, aber kann man einen Kultus ausgraben? Ist man da nicht im Bereich der Spekulation? Das wurde früher auch einmal der Psychologie vorgeworfen, als sie begann, die Gesetzmäßigkeiten des Seelischen zu untersuchen. Heute werden diese Gesetzmäßigkeiten von einer umfangreichen Werbeindustrie mit großem Erfolg angewandt. Wenn nun die Gesetzmäßigkeit des Geistigen in Betracht kommt - ein echter Kultus hat ja das Ziel die Gesetze des Geistigen sichtbar zu machen -  so ist man damit ebenso wenig im Bereich der Spekulation, wie in allen anderen gesetzmäßigen Bereichen. Man wird nur hier ebenso beachten müssen, was auch aus den anderen Bereichen bekannt ist: Die Gesetze der Materie (Physik) sind andere und werden anders gewonnen, als die Gesetze des Lebendigen. So sind eben auch die Gesetze des Geistigen von eigener Art und werden auf eigene Art gewonnen.

Am Beispiel der Grabbeigaben, die in allen alten Kulturen vorzufinden sind, lässt sich zeigen, was gemeint ist.

Dass die Grabbeigaben nicht mit der Physik zu erklären sind, bedarf keiner Erläuterung. Auch die Gesetze der Biologie können hier nicht der Antrieb sein. Im Gegenteil: Selbsterhaltungstrieb und Überlebenswille müssten eigentlich verhindern, dass z.B. dringend benötigte Nahrung an einen Toten „verschwendet“ wird. Ebenso verhindern natürliche Triebe und Begierden, wie etwa der Wunsch nach Macht und Geltung, dass Schmuck und Waffen „sinnlos“ in einem Grab verschwinden. Man kann es drehen und wenden, wie man will:

>>>>  Grabbeigaben sind aus der..N a t u r. des Menschen heraus .k e i n e. Notwendigkeit. <<<<

Sie können aber aus der .K u l t u r. des Menschen heraus eine Notwendigkeit sein, wenn in dieser Kultur ein entsprechendes Wissen um geistige Gesetzmäßigkeiten besteht. Im Falle der Grabbeigaben wäre das ein mehr oder weniger konkretes Wissen um den Bereich, in den der Verstorbene eintritt und um den Stufenweg, den er darin nehmen muss.

Jede Kultur beschreibt und pflegt ihr Wissen um die geistigen Bereiche und ihr Verhältnis zur geistigen Welt in ihrem Kultus.

Und genau das unterscheidet Natur von Kultur.

(Um das „Goldene Kalb“ zu tanzen, z.B. in Konsumtempeln, als Kulturausdruck materialistischer Weltauslegung, ist in dem hier verstandenen Sinne ebenfalls Kultus! Denn auch hier wird das Verhältnis des Menschen zu seinen spirituellen Grundlagen treffend beschrieben, nämlich als nicht vorhanden oder zumindest gestört. Wenn dabei auf unsere gegenwärtige Kultur kein besonders gutes Licht fällt, so ist das keine Absicht, es soll hier nur die Sache beschrieben werden.)

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  • Grundlagen der Megalithkultur

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Der Kultus der Megalithiker ist eng mit den kosmischen Rhythmen verbunden, die sich hauptsächlich aus dem Zusammenspiel von Sonne, Mond und Erde ergeben. Wobei es den Anschein hat, dass die Bedeutung der Sonne stärker in den Vordergrund trat. Viele Megalithanlagen sind so ausgerichtet, dass die Beobachtung der Sonnenwenden und/oder der Äquinoktien, sowie der damals wichtigen Feste, wie Beltaine (Anfang Mai) und Samhain (Anfang November) leicht möglich war. Einige lassen auch die wesentlich komplexere Beobachtung des Mondes zu (u.a. Stonehenge in England und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Poskaer Stenhus in Dänemark). In einigen Fällen ist auch die Beobachtung von Sternen nachgewiesen.

Allerdings muss man sich klar sein darüber, dass bei der Errichtung einer Anlage die entsprechenden Punkte am Horizont, sowie die dazugehörige Lage der Steine bereits vorher bekannt sein mussten. Das heißt, dass es in der jeweiligen Menschengruppe jemanden gegeben haben muss, der in der Lage war, die entsprechenden Wahrnehmungen und Beobachtungen auch ohne Steinsetzung zu beherrschen. Darüber hinaus hatte er auch die Fähigkeit größere Menschengruppen zum Bau einer Anlage zu organisieren und zu koordinieren. (Die gleiche Problemstellung ergab sich auch bei den Pyramiden.) Wenn man bedenkt, wie sehr das damalige Seelenleben eines Megalithikers jegliche Unterordnung ablehnte, so wird deutlich, dass eine solche Anlage nur von einer überragenden Persönlichkeit mit anerkannter Autorität und Kompetenz ins Werk gesetzt werden konnte. Eine Autorität, die der eines Vaters ähnlich gewesen sein muss. (Im Bereich religiöser Führerschaft hat sich der Titel „Papa“ in der römisch-katholischen Kirche bis heute erhalten.) Es dürfte sicherlich den damaligen Verhältnissen nahe kommen, wenn man der Errichtung einer Anlage auch einen entsprechenden erzieherischen, kulturschöpferischen Wert für die daran Beteiligten zuschreibt. Etwa in der Art, dass ein noch stark ungeformtes, naturhaftes Seeleleben langsam dazu erzogen wurde, gemeinschaftliches Handeln zu überindividuellen Zwecken zu lernen. (Man kann gelegentlich den Eindruck haben, dass dieser Lernprozess auch heute noch nicht überall abgeschlossen ist.)

Eine jede solche Anlage konnte also aus den besonderen geistigen und sozialen Fähigkeiten einer einzelnen Individualität heraus initiiert werden. In den aus späterer Zeit überlieferten Schriften, wurden diese Menschen Druiden genannt. 

Kulturschöpferisches Tun aus individueller Fähigkeit heraus bezeichnen wir heute als Kunst. 

Daraus erklärt sich endlich, warum in die Gesamtheit der Anlagen keine rechte Systematik hinein zu bringen ist. Sie folgen zwar alle einem Grundmuster, jede Einzelanlage ist jedoch eine individuelle Umsetzung dieses Grundprinzipes und so gleicht keine Anlage der anderen.

In einer solchen Situation ist Schrift, etwa in Form genormter Baupläne, völlig entbehrlich, ja sogar hinderlich. Anders als in Ägypten, wo die genaue Wiedererkennbarkeit entscheidend wichtig war und schriftlich tradiert werden musste (Gleichförmigkeit), besteht in der Megalithkultur das Prinzip der Gleichartigkeit.

Neben der bereits oben erwähnten vielfachen Nutzung, hatten die Beobachtung von Sonne und Mond auch noch eine besondere Bedeutung für die Landwirtschaft, die ja in einer Welt ohne Kunstdünger noch viel mehr auf genaue Saat- und Erntetermine angewiesen war (erst in neuerer Zeit setzt sich die Kenntnis der Aussaattage wieder mehr und mehr durch).

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  • Einfluss von Kultur auf Natur und Umwelt

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Ein weiterer Gedanke soll hier, mehr im Sinne einer Anregung zum Thema Kultus, versucht werden:

Die Anlagen in Dänemark standen außerhalb bewohnter Bereiche und tendenziell auf Böden minderer Güte. Wirklich schlechte Böden scheinen weniger für Anlagen gewählt worden zu sein. (vgl. H. Thrane, 1973, „Bebyggelseshistorie“ in „Fortid og Nutid“ Bd.25).

Regelmäßig zu bestimmten Festen, sehr wahrscheinlich auch regelmäßig dazwischen, wurde nun die ganze umgebende Natur durch die Tänze und Gesänge von der menschlichen Stimme „durchtönt“.

In der Praxis der modernen Massentierhaltung existieren heute langjährige Erfahrungen über die Wirkung musikalischer Berieselung auf die Tiere. (Bach erweist sich hiernach als besonders förderlich, Popmusik wirkt ausgesprochen negativ auf die Milchabgabe von Kühen, Beatles leider auch ;-)

Für Pflanzen gibt es ebenfalls seit längerem entsprechende Erfahrungen. Dass Kultur (Musik) sich auswirkt auf Natur (Lebensorganismen) hat Eingang gefunden in heutige landwirtschaftliche Produktionsmethoden und ist längst keine Frage mehr.

Diesbezügliche „Techniken“ sind in vielerlei Volksbräuchen, zum Teil bis heute, fest verankert. Als Beispiel seien nur einige dieser Bräuche angeführt.

  • In den Weiten des schottischen Hochlandes ist bis heute der Dudelsackspieler anzutreffen.
  • In den Alpen kann ein einziger Jodler oder ein Alphorn viele Quadratkilometer ansonsten unzugänglicher Natur „beschallen“.
  • Vermutlich gehen sogar die heutigen Fronleichnamsprozessionen über die Wiesen und Felder auf solche Ursprünge zurück.
  • Den Lurenbläser an den zahlreichen Mooren Skandinaviens gab es sogar schon zur Bronzezeit (siehe Felsritzung aus Südschweden) (eine frühere dänische Buttermarke führte die Lure in ihrem Namen und Firmenzeichen)

Lurenblaeser

So mag die Frage durchaus nicht so exotisch sein, wie sie zunächst klingt:
War das Einbringen von Kultur im oben beschriebenen Sinne, der erste Schritt zur Vorbereitung neuen Bodens, der Verwandlung der unbearbeiteten, wilden Natur überhaupt in eine menschengemäße Umgebung? Absichten in dieser Richtung scheinen auch andernorts bestanden zu haben. Bei einigen Anlagen in Irland wurden rituelle Depots fruchtbarer Erde z.T. mit Samen gefunden (vgl. F. Teichmann, 1983, Megalithkultur). 

Das ein wenig ins Zwielicht geratene „macht Euch die Erde untertan“ wäre in so einem Falle nicht als destruktive Ausbeutung, sondern als konstruktive Weiterentwicklung der Natur durch den Menschen zu verstehen, ähnlich konstruktiv, wie es früher schon einmal mit den Haustieren und den Getreidearten geschah. Eine solche Auslegung dieser alttestamentarischen Forderung könnte gerade bei den heutigen Menschen wieder auf spontane Sympathie stoßen.

Zusammenfassung:

  • Der Megalithiker lebte in Stammes- und Sippenzusammenhängen ohne übergeordnete staatliche Ordnung und Verwaltung.
  • Die Megalithkultur ist eine Kultur, die von einzelnen Individualitäten (Druiden) ohne festgelegten, allgemeingültigen Kanon geführt wurde. Für diese Aufgabe waren Frauen, wie Männer geeignet. Manche Anzeichen könnten dafür sprechen, dass in späteren Zeiten die nötigen Fähigkeiten eher bei Frauen zu finden waren.
  • Der Begriff des Kultes umfasste deutlich mehr, als wir heute gewöhnt sind. Die Herstellung einer Harmonie zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos war keineswegs etwa nur eine „Sonntagsangelegenheit“, sondern verband alle praktischen Lebensbereiche nahtlos mit dem, was wir heute Religion nennen. Aussaat und Ernte in Übereinstimmung mit Sonne und Mond, mit dem Kosmos, war an sich schon „Religion“, war lebenspraktischer Gottesdienst. Gesang und Tanz, besonders zu den großen landwirtschaftlichen Festen, war alles andere als Unter-Haltung. Über-Haltung wäre eigentlich ein guter Begriff dafür. Kunst (Gesang), Wissenschaft (Astronomie) und Religion (Kultus) waren in dieser Kultur, wie in allen alten Kulturen, nicht getrennt, sondern waren aus einer universalen Weisheit gespeist. Aus heutiger Sicht steckt da ein kaum fassbares Maß an Konsequenz dahinter, zu der heutige Kulturen (aus gewissen berechtigten Gründen) nicht mehr in der Lage sind.
  • Das Seelenleben des Megalithikers war bestimmt vom Bewusstsein der Individualität, die wohl Treue und Gefolgschaft kannte, jedoch Unterordnung unter ein abstraktes System ablehnte. Die besondere Einzelleistung wurde hoch geschätzt, der ruhmvolle Tod war wichtiger, als alt zu werden. (Im Gedicht "Havamal" der späteren Wikinger ist immer noch etwas davon zu spüren: "Vieh stirbt, Verwandte sterben, jeder Mensch ist sterblich. Eines aber ist unsterblich: Der Ruhm der großen Toten.")
  • Ebenso bewusst erlebt wurde der konkrete Zeitstrom, der von Jahr zu Jahr fortschreitet, aber doch nie gleich dem des Vorjahres ist. Ein Kalender, der auf diese Qualitätsschwankungen keine Rücksicht nimmt, der nur abstrakte Zeitquantitäten abzählt, hätte daher für den Megalithiker keine Aussagekraft gehabt. Das kalendarische Wissen ist in der Figur des Kreuzes im Kreis gelegentlich dargestellt worden. (siehe Abbildung unten)

 

                                                 Druide und Mondmonat

Abb. Steinritzungen - Kreuz im Kreis - atlantisches Sonnenjahr                           Druide und Mondmonat

  • Sie zeigt die zeitliche Äquidistanz zwischen den vier großen Jahresfesten (Sonnenwenden und Tag- und Nachtgleichen, siehe Abbildung).  Der Ägypter wollte diesen konkreten Zeitstrom mit seinen immer neuen Unwägbarkeiten und "unliebsamen Überraschungen" vermeiden (ägyptische Beamte konnten Unordnung nicht gut ab ;-). Er hielt nur fest, was an ewigen Wahrheiten wert war, festgehalten zu werden und die Ordnung (maat) bewahrte; Wahrheiten, denen die Zeit nichts anhaben konnte. Napoleon soll m. W. den Spruch zitiert haben: „Alles fürchtet die Zeit. Nur die Pyramiden nicht. Die Zeit fürchtet sich vor ihnen.“ (Wohl war die Zählweise des ägypt. Kalenders systematisch und genormt, aber die verschiedenen Zeitabschnitte des Kalenderjahres hatten für den Ägypter dennoch eigene Qualitäten, die z.B. in den fein abgestuften liturgischen Vorgängen des Kultus genau zu berücksichtigen waren.)
  • Das geistige Streben des Megalithikers (wie überhaupt aller alten Kulturen) war auf ein Leben in Einklang mit den kosmischen Rhythmen, der Harmonie zwischen Makro- und Mikrokosmos gerichtet*. Die bekannte Formel “Wie im Himmel, so auf Erden“ formuliert nur mit anderen Worten dieses uralte Gesetz. Die Kenntnis und Vermittlung solcher Gesetze war in Ägypten prinzipiell nur Einem, dem Pharao möglich. Das Besondere in der Megalithkultur besteht darin, dass dies vielen möglich war, wenn auch zu dieser Zeit noch nicht allen.
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  • Nachbemerkung
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* In den heute noch bekannten Mythologien wird beschrieben, was geschieht, wenn in einer Gesellschaft dieses Zusammenspiel zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos nicht mehr beachtet wird. Es wird dann meist von Feuer- oder Wasserkatastrophen berichtet (Untergang von Atlantis, Sintflut und ähnliches). Man kann ja  vor diesem Hintergrund mal überlegen, zu welcher Sorte der heutige Klimawandel und der Anstieg der Meeresspiegel gehört und warum es, ebenfalls vor diesem Hintergrund, dazu kommt.

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