Megalithkultur 

Die Bauformen der Megalithanlagen

Welche Bauformen gibt es?

Vorbemerkung: Es lassen sich durchaus verschiedene Typen von Anlagen unterscheiden. Dies darf jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass eine echte Systematik in der Megalithkultur nicht möglich ist. Das Unsystematische, Individuelle, das Bewegliche und Veränderliche ist geradezu eines der prägenden Merkmale der Megalithkultur (siehe auch Grundlagen der Megalithkultur). Ein bestimmter Typus konnte Jahrhunderte lang in Benutzung sein und zwar als Grabstätte, als Marktplatz, als Festplatz und als Kultstätte und das abwechselnd oder auch zu gleicher Zeit! Das  Verständnis der Megalithanlagen erweist sich solange als schwierig, solange man darin nach einem festen System sucht.

------------------------------------------------------------------------------------------

Übersicht:

Für die verschiedenen Formen haben sich folgende Begriffe eingebürgert:

  • Langgräber (vormegalithisch)
  • Hügel- und Ganggräber
  • Steinreihen und Steinkreise
  • Dolmen
  • Menhire
  • Felsritzungen

-----------------------------

  • Langgräber

-----------------------------

Man geht von einer Besiedlung dieses Raumes ab dem 5. Jahrtausend aus. Ab dieser Zeit sind Gräber nachweisbar.

Ganz allgemein gesprochen, lassen sich in vorgeschichtlichen Zeiten die verschiedenen Kulturgruppen oft durch die besondere Art ihrer Bestattung unterscheiden (Hockerstellung oder horizontale Lage, Art der Grabbeigaben, Kollektiv- oder Einzelgräber, Verbrennung oder Beisetzung, bzw. Mumifizierung usf.)

Die frühen, vormegalithischen Formen, die man hier vorgefunden hat, sind sog. Langgräber, die als Kollektivgräber genutzt wurden und gelegentlich eine beträchtliche Länge erreichten.

Das auf ca. 3600 datierte Langgrab Kongehøjen (52 m) in Voldstedlund bei Marieager in Dänemark mit bis zu drei Meter hohen Frontsteinen an der Schmalseite, hat zwei Eingänge an der Längsseite, die durch je einen Gang in Kammern führen.  Hier sind bereits alle Techniken und Formen der späteren Ganggräber zu sehen. Bemerkenswert ist jedoch, daß das Langgrab eine genaue rechtwinkelige Form hat, die späteren Megalithanlagen aber in der Regel zu runden Formen finden.

Langgrab, Egens, Mols, DK

Langgrab: Egens, Mols, DK

------------------------------------------

  • Hügel- und Ganggräber
------------------------------------------

Als älteste Megalithanlagen werden daher die Hügelgräber und Ganggräber angesehen. Letztere haben einen langen schmalen Eingang, der in eine Kammer führt, welche vollständig von einem Erdhügel bedeckt ist. Auch sie sind noch Kollektivgräber, ab jetzt wird jedoch vielerorts die Verbrennung bevorzugt. Obwohl sich der Begriff Hügelgrab allgemein eingebürgert hat, sind keineswegs alle diese Anlagen auch wirklich als Grab genutzt worden. Bei einigen konnten, trotz sorgfältiger Grabungen, keine Knochen- oder Aschenreste gefunden werden. (Dieselbe Tatsache besteht auch für einige ägyptische Pyramiden.)

Tustrup Jaettestue 

Ganggrab: Jaettestue Tustrup, Djursland, DK

Im Innern dieser Anlage befindet sich noch eine versteckte, sehr niedrige Kammer, die groß genug für einen liegenden Menschen ist. Auch einige andere, eher seltene Merkmale (z.B. doppelte, stehende Schwellensteine) weisen darauf hin, dass es sich um eine Anlage zu Einweihungszwecken handeln könnte.

Dieser alte Stich stellt Grundrisse von Steinsetzungen in Dänemark dar:

Grundrisse

Es ist bei diesen Grundrissen leicht zu bemerken, dass sie einem Formtypus folgen, der dem Uterus und dem Geburtskanal gleicht. Die Pfeile geben die Nordrichtung an. Der Gang weist also überwiegend nach Osten. Bei einer Nutzung als Grab, gliche der Weg zurück in die Welt der Verstorbenen, einer Geburt in die geistige Welt hinein. (“Wenn ein Mensch stirbt, wird er Geist. Wenn ein Geist stirbt, wird er Mensch“, Novalis). Bei einer Nutzung als Einweihungsstätte wären die in der Zeichnung dargestellten, liegenden "Schwellensteine" von Bedeutung. 

In Tustrup liegt die Besonderheit vor, dass die Schwellensteine nicht liegend, sondern stehend eingebaut sind und dass es gleich zwei Paar davon gibt (siehe folgendes Bild).

Stehende Schwellensteine in Tustrup

Bei den meisten Ganggräbern sind die Schwellen allgemein nur als im Boden liegende Steine vorhanden. Von den ca. 700 in Dänemark bekannten Ganggräbern haben nur 26 eine sog. Beikammer, wie die in Tustrup.

Eine Schwelle, wenn sie nicht nur technisch bedingt ist, bedeutet etwas, was überwunden werden soll, eine Erschwernis, ein Stolperstein für das Bewusstsein. Die Eingangstüren norwegischer Stabkirchen haben aus diesem Grunde besonders hohe Schwellen. Der Pylon des ägyptischen Tempels mit seinem vergleichsweise winzigen Eingang, auch der lange, dunkle Gang vom Taltempel zur Pyramide sind solche Schwellen. Überall dort, wo ein Bewusstsein erzeugt werden soll vom Übergang von einer Sphäre in eine andere, tritt als äußeres Zeichen die Schwelle auf. Geburt und Tod sind die Schwellen des physischen Überganges von einer Welt in die andere. In der Einweihung (Initiation) geschieht dieser Übergang nicht physisch, sondern auf geistigem Wege. Der Wechsel für das Bewusstsein ist so radikal, dass jahrelange Vorbereitungen nötig sind. Auch diese stellen eine extreme seelische Schwelle dar, die möglicherweise in den Schwellen des Einganges der Tustrupanlage ihren äußeren Ausdruck findet.

(BILD Schwelle Licht, kommt später noch)

-------------------------------------------------

  • Steinreihen und Steinkreise

-------------------------------------------------

Ab der Bronzezeit (in Dänemark ab etwa ca. 1800) werden vermehrt Steinkreise, bzw. Steinreihen errichtet. Jedoch zeigt sich auch hier, dass sich die Megalithkultur jeglicher Systematik widersetzt. Denn Steinkreise sind keineswegs etwa eine „Erfindung“ der Bronzezeit. Stonehenge, das erst spät seine heutige Form bekommen hat, hat als einfacher Steinkreis begonnen und zwar schon zu Beginn des dritten Jahrtausends.

------------------------

  • Dolmen

------------------------

Ebenfall ab der Bronzezeit entstehen die Dolmen. Ähnliche Verhältnisse bezüglich einer allgemeinen Nutzung bestehen auch hier. Einige Dolmen sind astronomisch ausgerichtet, andere sind es nicht. Gleichwohl sind sie, wie auch alle anderen Megalithanlagen, als eine Art Verbindung zum Kosmos zu denken. Von dieser speziellen Nutzung soll später noch die Rede sein.

Romle Stenovn, Kolind, DK

Dolmen: Romle Stenovn, Kolind, DK

-------------------------

  • Menhire

------------------------------

Der Menhir (men: Stein, hir: lang) scheint die Urform der Megalithkultur zu sein. Er ist DER Extremfall physischer Kulturentfaltung schlechthin. Noch weniger als 1 Stein ist nicht möglich. Während Archtektur im üblichen Sinne immer Innenraum bildet, kann dies der Menhir nicht. Er lenkt den Blick auf den Raum um den Menhir, und das ist der ganze Kosmos. Auf den Menschen übertragen sagt der Menhir: "Hier bin ICH und da draußen das bist DU."

Er kommt sehr häufig als einzeln stehender Stein vor, aber auch in Verbindung mit allen anderen Anlagen. So können Menhire Teil eines Steinkreises oder einer Steinreihe sein oder auch als Visierstein abseits einer Anlage stehen.

Allgemein fällt auf, dass Steinkreise und Dolmen nicht am gleichen Ort vorkommen

-------------------------------

  • Felsritzungen

------------------------------

Felsritzungen sind besonders im südlichen Schweden in großer Zahl verbreitet, vereinzelt auch in Norwegen. Hier wurden die Ritzungen in den anstehenden blanken Fels gearbeitet. Fast immer wurden dafür Stellen ausgesucht, die vom Gletschereis blank poliert worden sind. Anders als im weiter westlich gelegenen Raum der Megalithkultur, sind hier gegenständliche und figürliche Darstellungen von großer Kraft und Dynamik zu finden.

(In einem späteren Beitrag wird sich zeigen, daß die schwedischen Felsritzungen in Form und Inhalt denen in der Sahara, in Amerka und weiteren Orten der Welt verblüffend ählich sind.)

Beim heutigen Tanum, wo große Flächen blanken Felsens mit Ritzungen versehen sind, ist zu erkennen. dass es sich um eine größere, ausgedehnte Anlage handelt. (Druidenskizze)

-----------------------------------------------------------------------------------

  • Allgemeine Merkmale der Megalithanlagen:

---------------------------------------------------------------------

Alle Anlagen liegen in der freien Natur, oft in Wassernähe und auf landwirtschaftlich nicht genutztem Boden (vgl. H. Thrane, 1973, „Bebyggelseshistorie“ in „Fortid og Nutid“ Bd.25). Wer die Anlagen heute aufsucht, wird bemerken, dass sie auch nicht ein bisschen verkehrsgünstig liegen; er hat meist einen Weg abseits der gängigen Wege vor sich: in Senken, auf Hügeln, über Bäche, hinter Mooren oder, wie bei Tanum im schwedischen Bohuslän, auch steile Felsschroffen hinauf. Steht man dann endlich vor der ersehnten Anlage, kommt die nächste Schwierigkeit. Sie hört sich meist folgendermaßen an: “Ach, und das soll jetzt also ein solches Zentrum gewesen sein? Tut mir leid, davon spüre ich überhaupt nichts.“ Die Anlage selbst mag eindrucksvoll sein, besonders Steinkreise mit hohen Steinen hinterlassen einen tieferen Eindruck, aber der Ort der Anlage zeigt meist keine besonders „weihevollen“ Merkmale. Ein solcher Besuch auf die Schnelle verläuft meist enttäuschend. Unsere mediengeprägten Sehgewohnheiten erwarten heute, eine Sache „präsentiert“ zu bekommen. Eine Megalithanlage entschlüsselt sich oft erst nach wiederholten Besuchen über Jahre hinweg. (Das war, nebenbei bemerkt, mit den Pyramiden nicht viel anders.)

HOME echn-aton.de

Zurück zur Startseite Megalith