Die sog. Reichseinigung durch die
sagenumwobene
Gestalt des Menes ist ein zutiefst
bewegender Vorgang,
der einen sehr langen vorgeschichtlichen Kulturabschnitt zu Ende bringt
und nicht nur eine neue Stufe der ägyptischen Geschichte,
sondern
sogar der Menschheitsentwicklung einleitet.
Vor dieser Einigung durch Menes
bestanden
im Niltal zwei verschiedene Strömungen.
In Unterägypten,
welches hauptsächlich aus dem sumpf- und wasserreichen
Nildelta
bestand, hatte sich eine Pflanzergesellschaft auf der Basis des Mutterrechtes
gebildet. In Oberägypten siedelten mehr vaterrechtlich organisierte
Jäger- und Hirtenstämme.
Mit dieser Kenntnis über die
„beiden Länder“ bezüglich Ackerbau und
Viehzucht, erschöpft sich fast
schon unser Wissen
über diese vordynastischen Zeiten, denn die
archäologischen Funde sind
vergleichsweise mager. (Es ist allerdings bekannt, daß es
auch zu
jener Zeit hohe Führergestalten gab, deren Aufgaben
kultischer,
überpersönlicher Natur waren, so daß kaum ein gesicherter
Individualname überliefert ist. Der gleichbleibende
Funktionsname
lautete meist "Diener des Horus.")
Immerhin kann nun eine sehr
wesentliche Aussage,
über diese vorgeschichtliche Kulturstufe gemacht werden:
Es war dies die Zeit, in der
in unterägyptischen Nildelta aus Wildpflanzen
Kulturpflanzen gewonnen wurden und in der in Oberägypten aus Wildtieren Haustiere
gezüchtet wurden - Ackerbau und Viehzucht waren entstanden.
(Dieser Schritt ist auch für andere
Kulturräume nachgewiesen.)
Der Übergang vom
Jäger
und Sammler zur Sesshaftigkeit wurde vollzogen. Der Weg vom passiven
(paradiesischen) entgegen nehmen dessen, was die Natur darbietet, zur
eigenaktiven Um- und Neugestaltung der irdischen Verhältnisse
wurde begangen („macht euch die Erde
untertan“).
Die Vereinigung dieser beiden
Strömungen
innerhalb des ägyptischen Raumes (Unter- und
Oberägypten,
Ackerbau und Viehzucht) zu einer neuen Stufe der Zivilisation, das war
die Aufgabe des Menes gewesen.
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